Digitalisierung: Der Norden kocht

Der Name Brezel ist hauptsächlich mit dem oberdeutschen Raum verbunden, und alle Dialektvarianten sind bereits im Mittelalter belegt. Diese „gehen allesamt letzten Endes auf Ableitungen von lat[einisch] brachium ‚Arm‘ zurück (spätlat[einisch] auch brāc[c]hium […]): eines der vielen lat[einischen] Lehnwörter der aufblühenden karolingischen Klosterkultur. Hier handelt es sich um die Bezeichnung für ein urspr[üngliches] ‚Devotionsgebäck‘, darum noch heute in katholischen Gegenden Oberdeutschlands besonders heimisch […]“.[7] Das Benennungsmotiv sind die umeinander geschlungenen Enden des Teigstrangs, die mit überkreuzten Armen verglichen wurden.[1]

Wohl auf mittellateinisches brachiolum (ursprüngliche Bedeutung: ‚Ärmchen‘) dürfte althochdeutsch brezzila, mittelhochdeutsch brêzel, prêzel, brêzile, prêzile, neuhochdeutsch Brezel zurückgehen. Ein unbelegtes mittellateinischen Wort *brachītum (ursprüngliche Bedeutung: ‚armförmig‘ oder ‚Ärmchen‘; oder vielleicht braciata[1]) scheint die Quelle für althochdeutsches brezzita (auch brezita geschrieben) zu sein, das in bairisch pretzede und schwäbisch brezet (beide weiblichen Geschlechts) fortlebt. Ein nicht direkt belegtes mittellateinisches *brachiatellu (vorausgesetzt von toskanisch-italienisch bracciatello und anderen romanischen Formen wie altprovenzalisch brasadel ‚ringförmiges Gebäck‘) liefert die althochdeutsche Dialektvariante brezitella oder brezitel.

Als späte Kurzform wird althochdeutsch brezza betrachtet, das erst in Handschriften ab dem 12. Jahrhundert in Glossen belegt ist (brezin im 12. Jahrhundert, preczn̄ im 14. Jahrhundert, Formen des Nominativ Singular, die bairisch Brezn genau entsprechen) und mundartlich in Baden, Württemberg, dem bairischen Sprachraum und teilweise im Fränkischen weiterlebt, doch meist als Nebenform von Brezel.